Samstag, 1. Februar 2020

CHF 150 | 110 | 50 | 30.-

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Concerto pour piano n° 5 en mi bémol majeur op. 73 «L’Empereur»
Allegro | Adagio un poco mosso | Rondo. Allegro ma non troppo

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Symphonie n° 2 en ré majeur op. 36
Adagio molto – Allegro con brio | Larghetto | Allegro | Allegro molto

Unter der Patronage von

Präsentation des Konzerts

Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur: «Emperor Concerto»
Anders als sein Beiname vermuten lässt, ist Beethovens letztes Klavierkonzert nicht Napoleon gewidmet. Ganz im Gegenteil, wurde doch dessen Komposition von der Bombardierung Wiens durch die Franzosen unterbrochen, wobei der Musiker in einem Keller Kissen über den Kopf legen musste, um die Kanonen nicht zu hören. Damit war es auch mit seiner Bewunderung für Bonaparte vorbei, und der Oberbefehlshaber der Grande Armée, einst ein scharfer Kritiker der europäischen Tyranneien, galt ihm hinfort als gemeiner Eroberer. Das Klavierkonzert Nr. 5 verdankt seinen Beinamen also eher seinem eigenen majestätischen, imperialen Charakter; als wäre es geschrieben, um (Frankreich) daran zu erinnern, was Deutschland Grossartiges zu bieten hatte. Der Komponist versieht seine Partitur übrigens mit Anmerkungen wie «Angriff!» oder «Sieg!». Doch weitab von Gemeinplätzen, und ohne sich militärische Artefakte aneignen zu wollen, verstand es Beethoven mit seinem Genie, die romantische Macht seines Volks zu verherrlichen. Etwa mittels der Tonart Es-Dur – der Tonart der «Eroica» – die so leicht die Seele erhebt und Licht verbreitet. Oder dank dem vollkommenen Gleichgewicht zwischen der Kraft der Sehnsucht und der Strenge einer Nation. Jenseits aller diplomatischen Aspekte erweist sich dieses Konzert aber vor allem als eine Liebeserklärung an die achtundachtzig schwarzen und weissen Tasten des Lieblingsinstruments des Musikers. Das namentlich fähig ist, sich gegen ein ganzes Orchester zu behaupten, wie die Ouvertüre des Allegro beweist, die so frei und ausschweifend ist, dass sie improvisiert scheint. Fähig auch, die allgemeine Aufmerksamkeit zu fesseln, ohne lauter als eine Musikdose zu spielen! Im Laufe des ersten Satzes zeichnen die prachtvollen sinfonischen Motive, würdige Botschafter einer blühenden Gemeinschaft, ein sinnliches Hin und Her mit dem Solisten: Aus ihrer Verbindung entsteht die ideale Heimat. Das Adagio ist die Ruhepause eines Riesen, der sich hinlegt. Das Klavier tänzelt tastend voran, wobei es den Schnurrbart eines gutmütigen Orchesters kitzelt, neben dem es schliesslich einschläft. Das Rondo vom Schluss bringt die für jedes grosse Schicksal notwendige Note von Leichtigkeit und Humor. Das Klavier führt den Tanz mit einer Mozart’schen Ungezwungenheit an. Laut der Legende soll Beethoven in jenen unruhigen Zeiten einem französischen Offizier mit folgenden Worten gedroht haben: «Wäre ich ein General und verstünde soviel von Strategie wie vom Kontrapunkt, so würde ich euch ein Andenken mitgeben!» Was zum Beweis dienen könnte, dass die Musik besser ist als der Krieg. Als das Werk 1811 aufgeführt wurde, war Beethoven aufgrund seiner Taubheit nicht in der Lage, den Klavierpart zu übernehmen, und vertraute ihn dem Erzherzog Rudolph von Österreich an, seinem Mäzen und Schüler – dem es gewidmet ist.

Beethoven: Sinfonie Nr. 2 in D-Dur
Dass er taub wurde, merkte der Komponist, während er diese Symphonie schrieb – zwischen 1801 und 1802. Beethoven durchquerte danach abwechselnd Phasen der Depression (er hatte Selbstmordgedanken und verfasste ein äusserst düsteres Testament) und erneuter Gelassenheit (der Rahmen seines Kuraufenthalts in der kleinen Ortschaft Heiligenstadt mit Blick auf die Donau wirkte beruhigend auf ihn). Tatsächlich bewegt sich die 2. Sinfonie stets zwischen diesen beiden Polen. Das Adagio zerstört unvermittelt die idyllische Stimmung der Ouvertüre: Die zuerst nur verhaltene Melancholie steckt schliesslich das ganze Orchester an. Die Kräfte des Guten und des Bösen fechten einen hartnäckigen Streit aus. Wie bei einem Gespräch mit einer schwerhörigen Person beginnt ein mitreissendes Spiel von Wiederholungen: Eine Reihe von kurzen gemurmelten Sätzen wird gleich darauf «geschrien». Es wird klar, dass Beethovens Thema nicht melodisch, sondern tonisch ist: Man hört weniger ein Motiv (das beinahe wie ein Vorwand wirkt) als vielmehr den Kontrast zwischen Pausen und Beschleunigungen, zwischen betonten und unbetonten Taktzeiten – zwischen Willen und Schicksal. Die angemessene Langsamkeit des zweiten Satzes fordert eine Interpretation heraus. Ihre Färbung könnte als «einfache Komplexität» bezeichnet werden, so voll von kompositorischen Finessen ist die scheinbare Ruhe, die von ihr ausgeht. Der schlichte Schluss hebt die Seele der Flöte hervor. Das anschliessende Scherzo wirkt wie ein sonniger Morgen nach einer geruhsamen Nacht. Vom Elan der Streicher vorangetrieben, wird das Allegro molto lyrisch – und spielt noch einmal mit kühnen Gegensätzen (namentlich zwischen den Violinen und den Holzblasinstrumenten). Ein damaliger Kritiker sah darin den Todeskampf eines «wütenden verletzten Drachens, der nicht sterben will und sich windet, wobei er mit seinem blutverschmierten Schwanz alles um sich herum zerstört». Wie dem auch sei, man kann nur bewundern, dass der Komponist, der dabei war, sein Gehör zu verlieren, ein so von Leben und Schwung durchdrungenes Werk zu schreiben vermochte. Beethoven beging bekanntlich nicht Selbstmord, wie er es beabsichtigt hatte – vielleicht dank der Sinfonie Nr. 2, diesem strahlenden Zusatz zum Heiligenstädter Testament … Der Mäzen, dem sie gewidmet ist, überwarf sich mit dem Musiker, der sich geweigert hatte, sich für französische Soldaten ans Klavier zu setzen. Und ihm anschliessend folgende Nachricht zukommen liess: «Fürst! Was Sie sind, sind Sie durch Zufall und Geburt. Was ich bin, bin ich durch mich. Fürsten gibt es Tausende. Beethoven nur einen.»

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